Nachdem der ehemalige Premierminister Shinzo Abe im Juli 2022 bei einer Wahlkampfveranstaltung in der Nähe von Nara erschossen worden war, richtete sich die Aufmerksamkeit der Medien, Öffentlichkeit und Politik bald auf das Motiv des Attentäters. Laut Polizei gab er an, an der aus Korea stammenden religiösen Organisation „Familienföderation für Weltfrieden“ (ehemals „Vereinigungskirche“) Rache habe nehmen wollen. Da deren führende Personen aber außer Reichweite schienen, ermordete er mit Abe einen Politiker, den er für einen führenden Unterstützer der Vereinigungskirche hielt. Die Mutter des Attentäters hatte jahrelang große Summen an die Religion gespendet und dadurch die Familie in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten gebracht. Bald schon meldeten sich andere Menschen mit ähnlichen Leidensgeschichten.
Zudem wurde bekannt, dass zahlreiche LDP-Politiker Verbindungen zur Vereinigungskirche hatten. Der Verdacht kam auf, die religiöse Organisation habe nur aufgrund ihres großen politischen Einflusses jahrzehntelang ihr Unwesen in Japan treiben können. Somit wurde die allgemeinere Frage nachdrücklicher gestellt, welche Rolle religiöse Organisationen überhaupt in Japans Politik spielen. Zwar verbietet die Verfassung Japans die Verbindung von Staat und Religion, doch ist es auch religiösen Organisationen freigestellt, ob und wie sie sich politisch engagieren wollen. Und mit der Kōmeitō gehört eine politische Partei der Regierungskoalition an, die 1964 aus einer religiösen Organisation entstanden ist. Axel Klein wird sich diesem Themenfeld in diesem Vortrag widmen.
Prof. Dr. Axel Klein
Axel Klein ist Professor für japanische Politik an der Universität Duisburg-Essen. Nach seiner Habilitation an der Universität Bonn wechselte er 2007 an das Deutsche Institut für Japanstudien in Tokyo, bevor er 2011 seine jetzige Stelle am Institut für Ostasienwissenschaften annahm. Thematische Schwerpunkte waren und sind Wahl- und Parteiensystem, demografischer Wandel, Komeito und Populismus in Japan.
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