Vorträge

„Die Gräfin kam aus Tokyo – Das Leben von Mitsuko Coudenhove-Kalergi“

Lesung und Vortrag von Masumi Schmidt-Muraki

Online per Zoom – Dienstag, 10. Mai 2022, 19:00 Uhr


Darum geht es in meinem Buch, um ihr Leben zwischen unterschiedlichen Kulturen:

„Es war im Herbst, 1989, kurz vor Europas großer Wende. Von München nach Karlsbad durchquerte ich den eisernen Vorhang, bevor er Geschichte wurde. Zwischen Bayern und Böhmen gibt es verschiedene Grenzübergänge. Einmal nahm ich den Grenzübergang nahe Furth im Wald, weil ich an Schloss Ronsberg vorbeifahren wollte. Dort sollte die Japanerin Mitsuko (1874–1941) gelebt haben, die 1892 den Österreichisch-Ungarischen Gesandten Graf Heinrich Coudenhove geheiratet hatte.

Unerwartet stand ich vor einer Schlossruine in Westböhmen. Warum stand das verfallene Schloss so einsam da? Und wer war eigentlich Mitsuko? Lang stand ich davor, bis mich meine Gedanken in die Vergangenheit holten.

Mitsuko wurde 1874 als Tochter eines Sonderlings, des Kaufmans Kihachi Aoyama in Tokyo geboren. Sie arbeitete nach der Volksschule in einem exklusiven Revue-Restaurant, in dem sie für die prominenten Gäste Tanzen, Musizieren und Manieren lernte. Mit 16 Jahren kehrte sie nach Hause zurück und half ihrem Vater in seinem Antiquitätengeschäft.

Heinrich Coudenhove landete am 29.2.1892 in Japan und hatte, wie andere Europäer in Japan damals auch, Interesse für Antiquitäten. Im Geschäft von Kihachi begegnete er einem hübschen Mädchen, in das er sich sofort verliebte. Das war Mitsuko. Sie lebten bald zusammen. Wie die Ehe zustande kam, ist nicht so leicht zu erklären.

Zwei Söhne wurden in Tokyo geboren, zunächst als uneheliche Kinder. Der zweite ist Richard, der 1922 in Wien die Paneuropa-Bewegung gründen wird. 1896 reiste die Familie nach Böhmen. Dort bekamen sie noch weitere fünf Kinder. Wie fand sich Mitsuko, eine japanische bürgerliche Frau in der böhmischen Adelsgesellschaft zurecht, immerhin war die Familie Coudenhove sehr multikulturell (griechisch, russisch, brabantisch).“

Quelle des Bildes: Pilum Literatur Verlag e.U.


Masumi Schmidt-Muraki
1942 in Tokyo geboren. Studium an der Waseda Universität in Tokyo, Stockholm Universität, Ludwig-Maximilian-Universität in München und an der Stiftungsfachhochschule in Bayern. Seit 1968 lebt die Schriftstellerin in München und schreibt auf japanisch Non-Fiction Bücher, zumeist über Menschen, die zwischen den Kulturen lebten. Unter anderem: Die Reise auf der Suche nach Hana Bälz, 1993; Ein Böhme in Hakodate, 2000; Mitsuko Coudenhove-Kalergi und ihre sieben Kinder, 2001; (Auf deutsch: Die Gräfin kam aus Tokyo, 2017); Es weht kein "Göttlicher Wind" (Kamikaze) mehr, 2005; Geza Zichy, Der einarmiger Pianist, 2008; August Lohmeier, Kriegsgefangner aus Tsingtau, 2009; u.a.; Neben der Buchpublikationen Zengartenbau für die Völkerverständigung: Hana Bälz Garten in Karlsbad (1998) in der Tchechischen Republik, Zwei-Drachen-Garten der Freundschaft in Furth im Wald (2001) Deutschland, Zengarten am Grab von Richard Coudenhove-Kalergi in Gstaad (2003) in der Schweiz, Zengarten in Erinnerung von Mitsuko Coudenhove-Kalergi in Mödling (2008) in Österreich, Paeruopa Zengarten in Sopron (2009) in Ungarn, u.a. Auszeichnungen: Baelz-Preis der Stadt Kusatsu (Japan) 1990 Ehrenbürgerschaft Stadt Ronsperg (Pobezovice Tschechien) 2014 Ehrenbürgerschaft Stadt Karlsbad (Karlovy Vary Tschechien) 2013 Brückenbauerpreis vom Zentrum Bohemia Bavaria (Deutschland und Tschechien) 2017, Auszeichnung vom japanischen Außenminister 2015 u.a.

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